Fränkies Trainingstagebuch, Teil 4

Trennungsangst

 

Wieder war Fränkie 3 Tage bei uns, vom 9. bis zum 11.12. Wir haben uns weiterhin aufs Alleinebleiben konzentriert. Ab Minute 19 habe ich in 5-Minuten-Schritten gesteigert, und ab Minute 29 in 10-Minuten-Schritten. Am Tag 3 haben wir 50 Minuten erreicht! WOW, Fränkie rocks!

 

Eigentlich wollte ich Besuch zum Gegenkonditionieren des Ressourcenverteidigungsverhaltens einladen, aber die Arbeit ist mir dazwischengekommen. Darum gab’s stattdessen:

 

Trigger-Hunting und heimliches LAT spielen!

 

Trigger-Hunting ist unser neues Lieblingsspiel. Wir (also Fränkie, Phoebe und ich) haben uns ins Auto gesetzt und das Viertel nach Fränkies Triggern abgesucht. Nr. 1: Ein großer, alter, schwarzer Hund mit grauem Kopf und Herrchen. Fränkie und ich haben ihn zweimal aus ca. 30m Entfernung bespielt, beide Male von hinten, sodass er sich als zusätzliche funktionelle Belohnung von uns entfernt hat. Nr. 2: ein Doggenwelpe, der mit Mann und Kind an einer Straßenecke stand. Wir haben uns nach einige C/Ts aus ca. 30m Entfernung, als Fränkie begonnen hat, Sitz anzubieten, als zusätzliche funktionale Verstärkung entfernt. Nr. 3: Ein blonder Schäfer/Labimix mit Frau. Wir haben ihn von der gegenüberliegenden Straßenseite aus bespielt, während er erst näher gekommen ist und sich dann wieder entfernt hat. Nr. 4.: Ein Chihuahua, der uns mit Mann auf unsrer Gehsteigseite entgegengekommen ist. Wir sind auf die Straße ausgewichen und haben von dort aus LAT gespielt.

 

 

Fazit: Ein perfektes Spiel für Fränkie; ich bin stolz auf ihn und mich. Er hat die Regeln sehr schnell begriffen und arbeitet gern für Goudawürfel. Wenn er weiß, was er zu tun hat, ist bereits jetzt eine geringe Entfernung (eine Straßenbreite) möglich. Es ist wirklich klar: Fränkies Leinenaggression liegt daran, dass er an der Leine gehen noch nicht lange kennt und ganz einfach nicht wusste, wie hund sich an der Leine gegenüber anderen Hunden verhält. Da wird zwar noch einiges an Arbeit reinfließen, aber ich bin zuversichtlich, dass Fränkies Leinenaggression mit Zeit, Geduld und LAT “heilbar” ist.

 

Fränkie & Fanta

 

Fränkie und Fanta kommen mittlerweile bereits gut miteinander aus. Sie liegen regelmäßig nebeneinander auf der Bank, und Fanta lässt sich von Fränkie manchmal zum Laufen motivieren. Alle drei schlafen problemlos bei mir im Schlafzimmer (das ging bei Fränkies vorherigen Besuchen noch nicht), und Fränkie zeigt, solange nur ich da bin, kein Ressourcenverteidigungs- (bzw. “Eifersuchts-“)verhalten gegenüber Fanta. Das bewusste Gegenkonditionieren bisher zeigt seine Wirkung – nun entsteht sogar Sympathie zwischen den beiden.

 

Hausaufgaben

 

Fränkies Mensch wird weiter mit ihm am Alleinebleiben arbeiten. Bis zu unserem nächsten Treffen will sie 30 Minuten außer Sicht in der Wohnung schaffen. (Derzeit ist sie bei 10.) Dazu wird sie auch verstärkt am Öffnen und Schließen der Eingangstür in Jacke und Schuhen arbeiten. Ich habe ihr den Tipp gegeben, daran zu arbeiten, nachdem sie spazieren war und wenn Fränkie müde ist. Sollte er dabei ganz ruhig bleiben, wird sie auch mal einen Schritt raus- und wieder reinmachen.

 

Auch Tipps für den Besuch bei der Familie und dem Hund der Mutter hat sie mit auf den Weg bekommen. Wir drücken Fränkie die Daumen, dass er das Familien-Wochenende gut meistert!

Fränkies Trainingstagebuch, Teil 3

Hui, schon wieder so viel Zeit vergangen! Fränkie hat mittlerweile wieder 2x 3 Tage bei mir verbracht. Ich habe zwar akribisch Buch geführt über seine Fortschritte, hatte aber keine Gelegenheit, das hier online niederzuschreiben. Das will ich mal nachholen, bevor wir übermorgen den nächsten Durchgang starten!

 

Alleinebleiben

 

Fränkie hat wieder 3 Tage am Stück bei uns verbracht. Ich konnte mit dem Alleinebleiben nahtlos dort weiterüben, wo ich in der Woche zuvor aufgehört hatte – der Ortswechsel hat uns keine Rückschritte beschert. Super!

 

Bis zu 17 Minuten sind wir am Tag 3 gekommen. Wie gehabt habe ich die Zeit in 2-Minuten-Schritten erhöht und zwischendurch immer wieder kürzere Abwesenheiten eingebaut, um die Zeit nicht linear zu steigern. Erstmals war es möglich, einkaufen zu gehen, während Fränkie zu Hause war. Fränki – gemeinsam mit meinen beiden Hunden – hat sich allein völlig problemlos verhalten und bereits begonnen, sich auf die Seite zu legen und richtig zu entspannt zu schlafen, obwohl ich nicht da war.

 

Ressourcenverteidigungsverhalten II

 

An einem Abend hatte ich Besuch. Auf nachfragen bei Fränkies Menschen meinte dieser, er wäre bei besuch immer sehr fröhlich-aufgeregt, beruhige sich dann aber wieder. Also grundsätlich unproblematisch.

 

Da ich bereits wusste, dass er gegenüber Phoebe und Fanta Ressourcenverteidigungsverhalten zeigt, wenn sein Mensch ihn abholen kommt, blieben Phoebe und Fanta vorerst hinterm Babygitter, als meine beiden Freund*innen eintrafen. Fränkie durfte sie begrüßen. Etwas später ließ ich die beiden anderen dazu – keine gute Idee. Sie durften sich keinen Schritt auf die Besucher zubewegen; Fränkie fuhr meine Hunde dann sofort an, sodass ich dazwischen gehen musste. Ganz ähnlich wie in der Situation mit der Besitzerin. Ich trennte sofort wieder und versuchte es eine Stunde später nochmal, allerdings war Fränkie auch jetzt noch nicht in der Lage, die anderen Hunde im selben Raum zu dulden wie die Besucher. Da werde ich bewusst gegenkonditionieren.

 

Mediamarkt

 

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Aufgrund eines technischen Problems musste ich sogar zweimal an einem Tag zum Mediamarkt. Da Fränkie nicht so lang zu Hause bleiben kann, kam er mit – und er meisterte es mit Bravour! Er ging im doch recht gut besuchten Mediamarkt entspannt an der lockeren Leine und konnte sich auch hinsetzen und Kekse nehmen, während ich mich beraten ließ. Seine Besitzerin zeigte sich nach meinem Bericht erstaunt – sie kennt ihn in solchen Situationen als sehr aufgeregt. Ich vermute, der Clicker hilft ihm sehr, zu erkennen, wann sein Verhalten verstärkt wird – und genau das zeigt er dann öfter.

 

Hausaufgaben

 

Ich habe Fränkies Menschen ein kleines Trennungsangst-Protokoll zusammengestellt. Bis zum nächsten Treffen will sie üben. Sie wird es ähnlich aufbauen wie ich und ist sich dessen bewusst, dass es bei ihr ein bisschen länger dauern könnte, da er in der Wohnung bereits eine Panik-Vorgeschichte hat. Ich habe auch erklärt, dass es für Fränkie leichter ist, ihr Gehen und Kommen als unbedeutend wahrzunehmen, wenn sie ihn nicht überschwänglich begrüßt.

 

Sie hat auch beobachtet, dass er entspannter ist, wenn er müde ist. Die zweite Hausaufgabe ist, ruhige Gegenden für längere Spaziergänge aufzusuchen – derzeit bekommt er meist nur täglich 30 Minuten an der Leine. Bei Hundebegegnungen wird sie, sofort nachdem Fränkie den Trigger gesehen hat, Leberpastete füttern. Wenn möglich, wird sie sonst Hundebegegnungen vermeiden und weiter ausweichen.

Fränkies Trainingstagebuch, Teil 1

Rinderkopfhaut zum Runterkommen

Fränkie

Kauen entspannt. Alle drei Hunde kauen friedlich ihre Stangerl, jeder auf seinem Platz. Kein Ressourcenverteidigen. Auch Kauding gegen Würstel (higher value!) tauschen ist kein Problem.

Auf die Decke shapen

Erster Clickerkontakt. Von sich aus würde Fränki nur Sitz anbieten. Ich helfe durch Handbewegungen und kann so zuerst Bewegung zur Decke und dann mindestens zwei Pfoten auf der Decke bestärken, indem ich ein Leckerli in die andre Richtung werfe, sodass er runtergehen muss, um es sich zu holen, und dann wieder von vorn beginnen kann. Herinnen arbeiten wir mit Trockenfutter. Alles andre findet er hier zu aufregend und will an mir hochspringen.

Boxunterteil mit Decke 

Ebenfalls kein Problem! Zwar kein Hinlegen, aber Hingehen, um sich seinen Click abzuholen, macht Fränkie Spaß.

Box mit Decke

Ebenfalls kein Problem. Den Eiskong beginnt er drinnen (im Stehen) zu fressen. Probehalber Tür zu. Sobald Fränkie merkt, dass sie zu ist, will er raus. Erst bellt er kurz, dann beißt er ins Gitter, dann bleibt er stehen und hechelt stark. Frankfurter nimmt er nach wie vor durchs Gitter, Trockenfutter nicht. Er ist alles andere als entspannt, und nach ein, zwei ruhigen Minuten mache ich die Tür wieder auf.

Die geschlossene Tür hatte keine Auswirkungen auf das Spiel an sich – immer noch geht er gern rein und sucht drinnen auch unter der Decke versteckte Leckerlis, solang die Tür offen ist.

Als Fränkie wieder abgeholt wird, erfahre ich, dass er sogar in einer offenen Box schlafen kann, aber Panik vor geschlossenen Türen hat. Also verwerfe ich den Plan, das Alleinbleib-Protokoll in der Box durchzuziehen. Ich werde stattdessen das Schlafzimmer verwenden und mit einem Babygitter absperren.

An der Leine gehen

Kette runter, Geschirr rauf, Clicker und Würstel eingesteckt. Nach 100 Metern kann Fränkie an der lockeren Leine gehen. Ruhiges Gehen führt dazu, dass er gehen und schnüffeln darf, wo er will. Position neben mir und Augenkontakt mit Click/Treat bestärken. Unterbrechungssignal, wenn er dem Ende der Leine zu nahe kommt oder zu schnell wird. Stillstand, wenn er anzieht. Eine leichte Übung für Fränkie! Wir begegnen keinen Hunden, aber 3 Menschen, eins davon ist ein Kind. Alles kein Problem für den klugen Kerl. Draußen sind Frankfurter genau die richtige Belohnung für ihn.

Freilauf

Fränkie darf an der Schleppleine mit Phoebe und Fanta auf den Feldern gegenüber unsres Hauses rumflitzen. Wenn er sich entscheidet, zu mir zu kommen, wird bestätigt, dann schicke ich ihn gleich wieder weg, um seine eigene Sache zu machen. Wenn er sich eine Zeitlang nicht für mich interessiert, ändere ich die Gehrichtung. Die drei vertragen sich ausgezeichnet; Phoebe ist sooo happy über ihren Spielgefährten, und auch Fanta flitzt mehrere Runden mit.

Barrieren

Wenn ich in Bad oder WC gehe, mache ich die Tür hinter mir zu und rede durch die geschlossene Tür mit Fränkie. Es fällt ihm auf, dass ich den Raum verlasse. Er ist aufmerksam, aber noch relativ entspannt. Ansonsten folgt er mir immer, wenn ich von Raum  zu Raum (Arbeits-/Schlafzimmer und Wohnküche) gehe.

LAT

Bei der Abendrunde zwei ungeplante Hundebegegnungen. Nach dem ersten Wuff beginne ich, LAT zu spielen. Fränkie kennt nach diesem Tag den Clicker bereits und spielt sofort und problemlos mit!

Fazit

Ein erfolgreicher erster Tag! Ich bin stolz auf alle drei Hunde. Fränkie ist ein Hit. Die größte Herausforderung ist, mit ihm und Phoebe gemeinsam an der Leine spazieren zu gehen. Phoebe geht entweder Fuß oder kann nicht anders, als ihn ständig zum Spielen aufzufordern. Auf das tolle Fuß trotz Fränkies Anwesenheit bin ich stolz, aber einen für uns alle drei entspannenden Spaziergang kriegen wir auf diese Art noch nicht hin.

Fanta ist ein wenig genervt, wenn Phoebe und Fränkie ganze Zeit spielen wollen. Es ist gut, dass Fränkie heute Abend wieder abgeholt wurde. Nächstes Mal kennt Fanta Fränkie bereits besser und sie werden besser miteinander klarkommen.

Plan fürs nächste Mal

Nächstes Mal werden wir in erster Linie am Alleinbleib-Protokoll hinterm Babygitter arbeiten. Ich hätte Fränkie gern bald so weit, dass er 30 Minuten allein bleiben kann. Dann ist es kein Problem mehr, mit ihm und Phoebe getrennt rauszugehen.

Auch eine gemeinsame Autofahrt mit Phoebe und Fanta plane ich fürs nächste Mal. Ich habe erfahren, dass er Autofahren noch sehr aufregend findet. Wenn wir das hinkriegen würden, könnte ich aber gut zu Hundezonen oder an Orte fahren, wo ich alle drei gleich frei laufen lassen kann, was den Spaziergang entspannter macht. Wenn ich ihn für kurze Zeit allein im Auto lassen könnte, wär das auch sehr praktisch. Wenn ich wüsste, dass das funktioniert, dürfte er öfter bei mir sein und wir hätten mehr Zeit zum Trainieren.

Und falls es sich ausgeht, möchte ich Crate Games (1) mit Fränkie spielen. So könnte ich bald die Box auch bei offener Tür verwenden und zu einem heißgeliebten Ort machen. (Und abgesehen davon sind Crate Games einfach toll.)

(1) Garrett, Susan: Crate Games for Self-Control and Motivation. DVD. Say Yes Dog Training 2007.

Fränkies Trainingstagebuch, Teil 0

Fränkie ist ein frecher, verschmuster und temperamentvoller Schnauzermischling. In den nächsten 4 Wochen werde ich ihn jeweils zweimal wöchentlich zum Tagestraining zu Gast haben. Fränki hat drei Hauptbaustellen: 1. Er kann nicht alleine bleiben. 2. Er zieht an der Leine. 3. Er kann nicht aufhören, zu bellen und in die Leine zu springen, wenn ihm an der Leine fremde Hunde begegnen.

Tagestraining mache ich zum ersten Mal. Darum bin ich neugierig, wie schnell oder langsam wir mit diesem Zugang Fortschritte machen. Es kann nämlich sein, dass Fränkie während der übrigen Tage, die er nicht bei mir ist, länger allein in seinem eigentlichen Zuhause bleiben muss, als er kann, bzw. seine diversen Hundesitter jeweils anders mit ihm umgehen. Ob die Fortschritte, die er in der Zwischenzeit bei mir macht, dagegen resistent sind, wird sich zeigen. An den Tagen, die er bei mir ist, werde ich ihn nie länger allein lassen, als er alleine bleiben kann. An den ersten Tagen bedeutet das vielleicht entweder gar nicht oder nur eine oder zwei Sekunden.

Alleine bleiben

Fränkis Vorgeschichte ist nicht bekannt – wir wissen nur, dass er im August 2014 von einem (mir nicht persönlich bekannten) Tierschutzverein aus einer rumänischen Tötungsstation nach Wien gebracht wurde und ca. 2.5 Jahre alt ist.

Fränkie soll lernen, sich in einer Box wohlzufühlen, da ich die Box als sicheren Ort für unser Alleinbleib-Protokoll verwenden möchte. Dazu ist mein Plan für Tag 1, ihn auf die Decke zu shapen, die später in der Box liegen wird. Bei unseren nächsten Treffen, wenn er erst einmal gelernt hat, sich auf der Decke bzw. dann in der Box zu entspannen, werde ich daran arbeiten, sein “Shadowing” abzubauen, mit dem Ziel, dass er entspannt liegen bleiben kann, auch wenn ich mich in einen anderen Raum der Wohnung bewege.

Ich werde einen für Fränkie passenden Weg finden, der sich an Malena DeMartini-Prices (1) und Pat Millers (2) Alleinbleib-Protokollen orientiert.

An der Leine

Die Spaziergänge werde ich von Anfang an entweder als Leinentraining gestalten oder direkt an einen Ort fahren, an dem Fränki frei oder an der Schleppleine laufen kann. Er wird bei mir keine Möglichkeit haben, mittels Leinenziehen voranzukommen. Da er den Rest der Woche mit verschiedensten Hundesittern zu tun hat, werde ich ihm eine spezielle Leine und ein spezielles Geschirr anlegen, damit er lernen kann, dass Ziehen in diesem Outfit nichts bringt.

Hundebegegnungen

An den Hundebegegnungen möchte ich auch arbeiten; dazu werde ich ihm – nicht gleich am ersten Tag, aber wenn er den Clicker so weit kennt und grundsätzlich weiß, dass die Leine nicht zum Ziehen da ist – das LAT-Spiel beibringen.

(1) De Martine-Price, Malena. Treating Separation Anxiety in Dogs. Washington: Dogwise 2014.

(2) Miller, Pat. Preventing Separation Anxiety.